Donnerstag, 23. Dezember 2010

24.12.2010

heute nichts kopiertes sondern ein ganz persönlicher Eintrag... 24te Dezember für mich nicht nur Weihnachten.... An diesen Tag vor elf Jahren wurde mir das größte Geschenk gemacht, was ich je in meinen Leben bekommen habe... Ich durfte meinen Sohne das Leben schenken... Kleiner großer Kämpfer du bist das Beste, was mir je passiert ist... Ich liebe dich vom ganzen Herzen und freue mich hoffentlich noch lange ein Stück deines Weges dich begleiten zu dürfen... Deine Mami

Mittwoch, 22. Dezember 2010

23.12.2010

moderne Fassung der Weihnachtsgeschichte

http://www.youtube.com/watch?v=vZrf0PbAGSk

22.12.2010

Ein Dankeschön an alle Dienstleister

Sie wollen es in Silber eingepackt? Klar, gerne. Das wie vielte Paket das heute ist? Keine Ahnung. Wenn ich jetzt ernsthaft anfange, darüber nachzudenken, könnte es passieren, dass ich auf der Stelle ohnmächtig werde. Ich kann es nur grob überschlagen und würde mal zweihundertdreiundzwanzig schätzen. Aber es sind wahrscheinlich viel viel mehr. Die Devise hier ist klar: nicht nachdenken, einfach weitermachen.

Und es kommt ja auch immer was Schönes bei raus. Wollen Sie die Schleife gekräuselt? Ach, Sie mögen keine Kräusel. Ja, ich auch nicht. Die halten nämlich auf.
Eigentlich studiere ich Sinologie und Byzantinische Kunst. Damit kann man mal richtig reich werden. Zwar nicht in diesem Leben, aber ich liebe es trotzdem. Einmal im Jahr verdiene ich für meine Verhältnisse richtig viel Geld. Und zwar in der Weihnachtszeit. Gutes Personal ist in diesen Wochen besonders gefragt. Mit gut meine ich belastungsfähig, über alle Maßen freundlich, hochmotiviert, in ausgezeichneter körperlicher Verfassung, gerne auch mehrsprachig – neben Chinesisch spreche ich auch ganz passabel Russisch und Englisch – und mitdenkend. Ja, das bin ich.

In den vergangenen Jahren konnte ich meine Talente auf dem Weihnachtsmarkt an der Crepes-Bude so richtig ausleben. Von mittags um 12 bis 24 Uhr habe ich die dünnen Dinger gebacken. Mit Nutella, ohne Nutella, mit Zucker, dafür ohne Zimt, mit Grand Marnier oder Eierlikör. Punktgenau nach drei Wochen – eine schöne Routine jedes Jahr – musste ich erst zum Orthopäden, dann zum Urologen. Sehnenscheiden- und Blasenentzündung. Deshalb habe ich beschlossen, dieses Jahr einen Job im Warmen anzunehmen. In einem gut geheizten Kaufhaus. Und da bin ich jetzt.

Ich stehe beim Parfüm, helfe Herren, den passenden Duft für ihre Damen zu finden und verpacke anschließend das eigentlich ja von mir ausgewählte Geschenk. Und ich habe einen wirklich guten Geschmack. Das Einpacken allerdings verlangt dann, viel mehr als alles andere, Geschick und Fingerspitzengefühl. Deshalb habe ich bereits im September, als ich beschloss, den Job anzunehmen, mit dem Übungsprogramm begonnen. Schleifen binden, Bänder kräuseln, Papier falten, Dekorationsartikel befestigen und so weiter. Wichtiges Detail beim Verpacken – Tesafilm darf auf keinen Fall irgendwo zu sehen sein. Im Dezember fordert dieser gesamte Prozess viel mehr Tempo, viel mehr Druckresistenz als an einem Übungsabend im goldenen Herbst bei mir zu Hause.

Wir haben mittlerweile den 22. Dezember. Zwei Tage noch! Inzwischen habe ich gefühlte drei, vielleicht auch vier Millionen Schleifen gebunden. In echt warens ca. dreitausendfünfhundert – aber es hat für hässliche Hornhaut an den Findern und beginnende Arthrose gereicht. Ehrlich? Ich bin pappesatt. Ich habe auch nicht mehr lange Verständnis für Extrawünsche. Können Sie bitte das pinkfarbene Band wieder abmachen und durch ein rotes ersetzen? Grrrr….. so müssen sich Mörder kurz vor der Tat fühlen. Nee, können Sie die bitte einzeln einpacken? Ich weiß, es ist alles für meine Mutter, aber dann hat sie mehr zum Auspacken! Richtig, und ich habe dafür mehr zum Einpacken. Vielen Dank! Och, tun Sie mir doch den Gefallen, und packen mir die Hundeleine auch ein? Okay, das habe ich nicht bei ihnen gekauft, aber Sie machen das so schön….. Dann passt das alles irgendwie so hübsch zusammen. Was hier überhaupt nicht passt, sind die übersteigerten Ansprüche der werten Kundschaft. Und dabei immer lächeln. Manchmal habe ich Angst, die Grübchen in meinem Gesicht bleiben für immer stehen.

Hatte ich schon erwähnt, dass sich das Kaufhaus nur eine CD leisten kann? Seit drei Wochen singen Albano und Romina Power Weihnachtslieder, von bis 22 Uhr. Aus allen Lautsprechern, auf jeder Etage, überall das gleiche Geplärre. Und das, obwohl die doch schon längst geschieden sind. Diese familienfreundliche CD von 1987 soll das Kaufverhalten unserer Kunden unterstützen und sie motivieren, möglichst lange bei uns zu verweilen. Eine Kollegin von mir, die hier schon seit zweiundzwanzig Jahren arbeitet, behauptet, man höre es irgendwann nicht mehr. Bei mir trifft das nicht zu. Ich höre jeden einzelnen Takt. Zu Hause und im Auto gibt’s deshalb nur noch Hardrock. Und ich fahre jetzt immer, egal wie kalt es ist, mit offenem Fenster heim. Das bin ich meiner Haut und meinem gesamten Organismus schuldig.
Bei dieser stickigen, überheizten, sauerstoffarmen und von Tausenden Menschen weggeatmeten Luft kann man den eigenen rapiden Alterungsprozess erstaunlich genau beobachten. Sind ja auch überall Spiegel. Wenn ich da nicht mit einem halben Liter Schminke hantiere, sehe ich aus wie eine Wasserleiche. Blass und unscheinbar. Gehe ich allerding mit meinem Voll-Make-up auf die Straße, könnte man mich glatt einer anderen Berufsgruppe zuordnen. Letzte Woche musste ich mir das erste Mal Schuhe in Größe 38 kaufen, obwohl ich eigentlich 37 trage. So ausgelatscht sind meine Füße inzwischen. Das alles ist aber nicht gegen dieses Weihnachtsgeschenkeeinpacken und Schleifenbinden im Akkord. Und kurz vor Weihnachten bis 22 Uhr. Jeden Tag.

Zusätzlich macht es immer den Eindruck, als wüsste es niemand zu schätzen. Anstatt mich dankbar anzustrahlen, mir ein Lächeln für meine guten Taten zu schenken, zu würdigen, was ich leiste, kommen die meisten zickig, unhöflich und unendlich genervt zu mir und meckern noch, wenn sie warten müssen. Die Gesichter der Kunden sin alle gleich. ICH WILL! Und zwar SOFORT! Ist mir wurscht, liebe Verkäuferin, was Sie so wollen, Sie werden dafür bezahlt.
Aber schlecht, würde ich gerne antworten. Schön ist auch: Deutschland ist eine Dienstleistungswüste! Hier läuft doch was schief. Wer, bitte schön, bindet denn hier die Millionen Schleifen? Die Ungerechtigkeit weckt das Bedürfnis in mir, auf eine Kasse zu springen und mit einem Mikrophon in der Hand an die verschwitzte Meute einen Appell zu richten: Stillgestanden und Ruhe! So und jetzt alle im Chor: Liebe Verkäuferinnen und Verkäufer! Wir sagen danke für euren selbstlosen und schlecht bezahlten Einsatz. Wiederholen Sie diesen Satz. Und wiederholen Sie ihn noch mal. Und jetzt singt die Hymne: Danke, für eure guten Taten, danke für euer Engagement, danke dass ich hier kaufen darf und das rund um die Uhr.

In meiner Mittagspause versuche ich, meine eigene Geschenkeliste abzuarbeiten, und wundere mich jedes Mal, dass das Gesundheitsamt den Laden noch nicht dichtgemacht hat. Eine Woche vor Weihnachten einkaufen gehen, birgt definitiv viele Risiken. Vielleicht sollte man an den Eingangstüren Warnschilder anbringen wie auf Zigarettenpackungen: ACHTUNG! DAS BETRETEN DIESES ÜBERFÜLLTEN GESCHÄFTES ZU DIESER JAHRESZEIT GEFÄHRDET IHRE GESUNDHEIT.
Alle kommen mit Wollmützen, Schals und dicken Mänteln aus minus vierzehn Grad in plus vierunddreißig und schieben sich von Kasse zu Kasse. Welcher Kreislauf soll denn das aushalten? Meiner schwächelt dabei immer ein wenig. Der Hitzekoller ist eine Sache. Besonders anstrengend ist der Einsatz der Ellenbogen. Hier kommt nur durch, wer hart ist – im Nehmen und Einstecken.
Wer hier anständig rauskommt, ohne jemanden niederzuschlagen, die Füße zertrampelt, die Arme oder die Nase gebrochen zu haben, erst der hat sich dann das Weihnachtsfest richtig verdient.
Während ich mich durch das Kaufhaus schieben lasse, mache ich mir Gedanken über meine Kollegen – wi haben die sich und ihr Weihnachtsfest organisiert? Wann gehen sie ihren eigenen Kram einkaufen? Wann holt die Kassiererin, die den ganzen Tag damit beschäftigt ist, Lebensmittel einzuscannen, ihre eigene Gans aus der Tiefkühltruhe des Supermarktes?
Wann hat das letzte Mal ein Kunde ihr dafür gedankt, dass ein Weihnachtsfest auf ihre Kosten möglicherweise üppiger ausfällt als ihr eigenes?

Ich könnts doch mal tun. In der Mittagspause. Statt selber für mich zu shoppen, gehe ich mit einer riesigen Tüte vollgestopft mit Parfümproben , die wir den Kunden jetzt nicht auch noch hinterherwerfen müssen, durch alle Abteilungen und sage mal danke! Danke Frau Müller von der Wurst, danke Frau Hempel aus der Herrenoberbekleidung, danke, Herr Friese bei den Flachbildschirmen, danke, Herr Schneider, danke Frau Rosendahl, danke, danke, danke.

Ja, ich singe sogar:
Danke, für diese Öffnungszeiten
Danke, für Service und Geschick
Danke für euren guten Rat und manches Meisterstück

(Einen Halbton höher!)
Danke, hier will ich immer kaufen
Danke, dass ihr so fröhlich seid
Danke, dass eure gute Laune mit die schlechte vertreibt

(Noch einen Halbton höher!)
Danke, ich freu mich schon auf Ostern
Danke, dann komm ich wieder her
Danke, dass ihr so super seid und davon will ich mehr

(Blöd. Zu hoch angefangen.)
Danke, dass hier der Kunde König
Danke, dass jeder Wunsch erfüllt
Danke, dass ihr euch nie beschwert, auch wenn der Chef mal brüllt (Fertig!)

Übrigens: Meine Kollegen befürchten jetzt schwere Weihnachtsdepressionen und Überforderung. Ob ich noch ganz dicht wäre? Hier so laut rumzusingen. Ich solle doch, bitteschön, niemanden von der Arbeit abhalten. So einen Zirkus könne ich am Crepes-Stand veranstalten, da würde es mich auch nicht so stressen wie hier.
Ein bisschen mehr Dankbarkeit hätte ich mir jetzt aber schon gewünscht.

Dienstag, 21. Dezember 2010

21.12.2010

Zwiegespräch an der Krippe

Ein kleiner Junge ist stolz darauf, einen Großvater zu haben, der Figuren schnitzen kann. Es ist schon faszinierend zuzusehen. Wie langsam aus einem Stück Holz "lebendige" Gestalten entstehen.

Der Junge vertieft sich so in die geschnitzten Krippenfiguren, dass sich seine Gedanken mit der Welt der Figuren vermischen: Er geht mit den Hirten und Königen in den Stall und steht plötzlich vor dem Kind in der Krippe. Da bemerkt er: Seine Hände sind leer! Alle haben etwas mitgebracht, nur er nicht.

Aufgeregt sagt er schnell: Ich verspreche dir das Schönste, was ich habe! Ich schenke dir mein neues Fahrrad - nein, meine elektrische Eisenbahn.

Das Kind in der Krippe schüttelt lächelnd den Kopf und sagt: Ich möchte aber gar nicht deine elektrische Eisenbahn. Schenke mir deinen letzten Aufsatz.

Meinen letzten Aufsatz ? stammelt der Junge ganz erschrocken, aber da steht doch.., da steht doch "ungenügend" darunter!

Genau deshalb will ich ihn haben, antwortet das Jesuskind. Du sollst mir immer das geben, was "nicht genügend" ist. Dafür bin ich in die Welt gekommen!
Und dann möchte ich noch etwas von dir, fährt das Kind in der Krippe fort, ich möchte den Milchbecher!

Jetzt wird der kleine Junge traurig: Meinen Milchbecher? - Aber der ist mir doch zerbrochen!

Eben deshalb will ich ihn haben, sagt das Jesuskind liebevoll, du kannst mir alles bringen, was in deinem Leben zerbricht. Ich will es heil machen!
Und ein drittes möchte ich von dir, hört der kleine Junge wieder die Stimme des Kindes in der Krippe, ich möchte von dir noch die Antwort haben, die du deiner Mutter gegeben hast, als sie fragte, wieso denn der Milchbecher zerbrechen konnte.

Da weinte der Junge.
Schluchzend gesteht er: Aber ich habe gelogen. Ich habe der Mutter gesagt: "Der Milchbecher ist mir ohne Absicht hingefallen." - Aber in Wirklichkeit habe ich ihn vor Wut auf die Erde geworfen.

Deshalb möchte ich die Antwort haben, sagt das Jesuskind bestimmt, bring mir immer alles, was in deinem Leben böse ist, verlogen trotzig und gemein.

Dafür bin ich in die Welt gekommen, um dir zu verzeihen, um dich an die Hand zu nehmen und dir den Weg zu zeigen...


Und das Jesuskind lächelt den Jungen wieder an. Und der hört und staunt....

Montag, 20. Dezember 2010

20.12.2010

Ein Freund öffnete die Kommodenschublade seiner, Ehefrau und holte ein in Seiden- papier verpacktes Päckchen heraus. Es ist nicht irgendein Päckchen, sondern ein Päck- chen mit Unterwäsche drin. Er warf das Papier weg und betrachtete die Seide und die Spitze: "Dies kaufte ich, als wir zum ersten Mal in New York waren. Das ist jetzt 8 oder 9 Jahre her. Sie trug es nie. Sie wollte es immer für eine besondere Gelegenheit aufbewahren. Und jetzt glaube ich, ist der richtige Moment gekommen!" Er näherte sich dem Bett und legte die Unterwäsche zu den anderen Sachen, die von dem Bestattungs- institut mitgenommen wurden. Seine Frau war gestorben.

Als er sich zu mir umdrehte, sagte er: "Bewahre nichts für einen besonderen Anlass auf!" Jeder Tag den du lebst, ist ein besonderer Anlass.

Ich denke immer noch an diese Worte - sie haben mein Leben verändert. Heute lese ich viel mehr als früher, und putze weniger. Ich setze mich auf meine Terrasse und genieße die Landschaft, ohne auf das Unkraut im Garten zu achten. Ich verbringe mehr Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden und weniger Zeit bei der Arbeit. Ich habe begrif- fen, daß das Leben eine Sammlung von Erfahrungen ist, die es zu schätzen gilt. Von jetzt an bewahre ich nichts mehr auf. Ich benutze täglich meine Kristallglaser. Wenn mir danach ist, trage ich meine neue Jacke, um in den Supermarkt zu gehen. Auch meine Lieblingsdüfte trage ich dann auf, wenn ich Lust darauf habe, anstatt sie für Festtage aufzuheben. Sätze wie z.B. "Eines Tages.." oder "An einem dieser Tage.." sind dabei, aus meinem Vokabular verbannt zu werden. Wenn es sich lohnt, will ich die
Dinge hier und jetzt sehen, hören und machen. Ich bin mir nicht ganz sicher, was die Frau meines Freundes gemacht hätte, wenn sie gewusst hätte, daß sie morgen nicht mehr sein wird (ein Morgen, das wir oft zu leicht nehmen). Ich glaube, daß sie noch ihre Familie und engen Freunde angerufen hätte. Vielleicht hätte sie auch ein paar alte Freunde angerufen, um sich zu versöhnen oder sich für alte Streitigkeiten zu entschul- digen. Der Gedanke, daß sie vielleicht noch chinesisch essen gegangen wäre (ihre Lieb- lingsküche), gefällt mir sehr. Es sind diese kleinen unerledigten Dinge, die mich sehr stören würden, wenn ich wüßte, daß meine Tage gezahlt sind.

Genervt wäre ich auch, gewisse Freunde nicht mehr gesehen zu haben, mit denen ich mich an einem dieser Tage in Verbindung hätte setzen sollen. Genervt, nicht die Briefe zu haben, die ich an einem dieser Tage schreiben wollte. Genervt, meinen Nächsten nicht oft genug gesagt zu haben, wie sehr ich sie liebe. Jetzt verpasse, verschiebe, und bewahre ich nichts mehr, was uns Freunde und Lächeln in unser leben bringen konnte. Ich sage mir daß jeder Tag etwas besonderes ist ... jeder Tag, jede Stunde sowie jede Minute ist etwas Besonderes

Sonntag, 19. Dezember 2010

19.12.2010

Die Weihnachtsmaus

Die Weihnachtsmaus ist sonderbar
(sogar für die Gelehrten),
Denn einmal nur im ganzen Jahr
entdeckt man ihre Fährten.

Mit Fallen und mit Rattengift
kann man die Maus nicht fangen.
Sie ist, was diesen Punkt betrifft,
noch nie ins Garn gegangen.

Das ganze Jahr macht diese Maus
den Menschen keine Plage.
Doch plötzlich aus dem Loch heraus
kriecht sie am Weihnachtstage.

Zum Beispiel war vom Festgebäck,
das Mutter gut verborgen,
mit einem mal das Beste weg
am ersten Weihnachtsmorgen.

Da sagte jeder rundheraus:
Ich hab´ es nicht genommen!
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
die über Nacht gekommen.

Ein andres Mal verschwand sogar
das Marzipan von Peter;
Was seltsam und erstaunlich war.
Denn niemand fand es später.

Der Christian rief rundheraus:
ich hab es nicht genommen!
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
die über Nacht gekommen!

Ein drittes Mal verschwand vom Baum,
an dem die Kugeln hingen,
ein Weihnachtsmann aus Eierschaum
nebst andren leck`ren Dingen.

Die Nelly sagte rundheraus:
Ich habe nichts genommen!
Es war bestimmt die Weihnachtsmaus,
die über Nacht gekommen!

Und Ernst und Hans und der Papa,
die riefen: welche Plage!
Die böse Maus ist wieder da
und just am Feiertage!

Nur Mutter sprach kein Klagewort.
Sie sagte unumwunden:
Sind erst die Süßigkeiten fort,
ist auch die Maus verschwunden!

Und wirklich wahr: Die Maus blieb weg,
sobald der Baum geleert war,
sobald das letzte Festgebäck
gegessen und verzehrt war.

Sagt jemand nun, bei ihm zu Haus,
- bei Fränzchen oder Lieschen -
da gäb es keine Weihnachtsmaus,
dann zweifle ich ein bißchen!

Doch sag ich nichts, was jemand kränkt!
Das könnte euch so passen!
Was man von Weihnachtsmäusen denkt,
bleibt jedem überlassen.



1

Samstag, 18. Dezember 2010

18.12.2010

Es klopft bei Wanja in der Nacht.

Weit fort in einem kalten Land
steht Wanjas Haus am Waldesrand
In langen Zapfen hängt das Eis,
und rings herum ist alles weiß.

Da ist bei Sturm in finsterer Nacht
Der Wanja plötzlich aufgewacht.
„Was höre ich da tocken?“
so fragt er sich erschrocken.

Wer ist`s, wer klopft da an mein Haus?
Ein Hase hockt im Schneesturm drauß´:
Der schreit und jammert kläglich.
„Ich friere so unsäglich.“

Der Wanja sagt: „Komm nur herein,
Ich heize gleich im Ofen ein.“
Das Feuer zischt und prasselt laut;
Die Wärme dringt bis in die Haut.

Der Has` streckt sich behaglich aus.
Bald wird es still im kleinen haus.
Auch Wanja deckt sich wieder zu;
„Gut Nacht und angenehme Ruh!“

Doch kaum sind beide eingeschlummert,
Da weckt sie Lärm. Es pocht und bummert,
Und jemand trommelt an das Tor.
Ein roter Fuchs steht jetzt davor.

Der knurrt: „Erfroren ist mein Zeh.
Ich hab genug von Eis und Schnee.
Ich kann nicht weiterlaufen,
Lass mich bei dir verschnaufen!“

Da schreit der Hase: „Nein oh nein,
Lass bloß den Fuchs hier nicht herein!
Er ist darauf versessen,
Uns Hasen aufzufressen.“

Der Fuchs mit kalten Gliedern
Beeilt sich zu erwidern:
„Ich schwör bei meiner Ehre,
Dass ich dich nicht verzehre:“

Der Wanja sagt: „Na gut, komm rein,
Doch halte dein Versprechen ein.“

Der Fuchs streckt sich behaglich aus.
Bald wird es still im kleinen Haus.
Auch Wanja deckt sich wieder zu:
„Gut Nacht und angenehme Ruh!“`

Doch es ist wirklich unerhört-
Schon wieder werden sie gestört.
Es klopft und pocht, es kratzt und kracht.
Ein Bär steht draußen in der Nacht,
Und- das muss man erwähnen-
Er klappert mit den Zähnen.

Der Wanja starrt den Bären an.
„Was mach ich bloß? O Mann, o Mann.”

Und auch der Fuchs erbleicht vor Graus.
Er denkt: „Nun ist es mit mir aus.
Der Bär hat es gerochen,
Dass ich ihm vor zwei Wochen
Ein Stückchen Fleisch gestohlen.
Jetzt kommt er, mich zu holen.“

Dem Bären sind die Ohren
Vor Kälte steif gefroren,
drum ist ihm alles einerlei.
Er schwört, dass er ganz harmlos sei.

Der Wanja sagt: „Komm rein, schon gut!“
Und wirft ein Holzscheit in die Glut.

Der Bär streckt sich behaglich aus.
Bald wird es still im kleinen Haus.
Auch Wanja deckt sich wieder zu:
„Gut` Nacht und angenehme Ruh!“

Der Schneesturm unterdessen
Tobt weiter wie besessen.
Er reißt die stärksten Bäume aus
Und rüttelt an dem kleinen Haus.
Doch drinnen schlafen wohlgeborgen
Fuchs, Bär und Hase bis zum Morgen.

Kaum aber fängt es an zu dämmern,
beginnt des Hasen Herz zu hämmern.
„Der Fuchs meint es nicht ehrlich;
Er ist und bleibt gefährlich.
Wie kann man sich vertragen?
Dem knurrt ja schon der Magen.
Es ist wohl besser wenn ich geh`.“
Er hoppelt wieder durch den Schnee.

Der Fuchs erwacht aus Schlaf und Traum,
Reckt sich, erblickt den Bären kaum,
Da fährt ihm auch schon wieder
Der Schreck in alle Glieder.
„Wenn das ein gutes Ende nimmt!
Der Bär ist gegen mich ergrimmt.
Er wird mit seinen Tatzen
Mich ganz empfindlich kratzen.“
Und eilig, eh der Bär erwacht,
hat sich der Fuchs davongemacht.

Jetzt schnarcht nur noch der Bär im Eck,
Schnarcht laut und rührt sich nicht vom Fleck.
Er ist nicht mehr durchfroren
Und hat auch warme Ohren.
Und auch sein Pelz ist nicht mehr nass.
Dann brummt er, blinzelt und wird blass;
Denn was er sieht bedrängt ihn sehr;
Am Nagel hängt ein Schießgewehr.

„Verflixt, das ist ein Jägerhaus!“
Ganz heimlich schleiche ich mich raus.
Die Sonne steht schon überm Wald.
Heut` wird`s bestimmt nicht mehr so kalt.“
Er tappt so leise er vermag,
hinaus in einen neuen Tag.

Der Wanja – noch vom Schlaf umfangen –
Begreift nicht, was hier vorgegangen.
Er blickt umher im leeren Raum.
War das denn alles nur ein Traum?

Doch draußen sieht er von drei Tieren
Die Spuren sich im Schnee verlieren.

Der Wanja schaut und nickt und lacht:
„Wir haben wirklich diese Nacht
gemeinsam friedlich zugebracht. –
Was so ein Schneesturm alles macht!“

Tilde Michels

Freitag, 17. Dezember 2010

17.12.2010

Wir alle stricken...


Wir alle Stricken unser Leben - jeden Tag ein Stück weiter.

Die einen Stricken liebevoll und sorgsam. Man merkt welche Freude es ihnen bereitet, ihr "Lebenswerk" zu gestalten.

Die anderen stricken mühevoll und ungern. Man merkt, welche Kraft es sie kostet, "Leben" jeden Tag neu auf zunehmen.

Manche wählen ein kompliziertes Muster, andere ein ganz schlichtes. Oft ist es ein buntes Maschenwerk - aber ein Stück in tristen Farben.

Nicht immer können wir die Farben selber wählen, und auch die Qualität der Wolle wechselt - mal weiß und flauschig, mal grau und kratzig, und öfter lässt man eine Masche fallen... oder sie fällt ohne dein Zutun - und zurück bleiben Löcher und ein unvollständiges Muster.

Manchmal reißt der Faden - und es hilft nur noch ein dicker Knoten. Wenn wir unser Leben betrachten, wissen wir genau, welche Stellen das sind.

Und oft geschieht es, das einer sein Strickzeug in die Ecke wirft!

Es wird für uns Menschen ein ewiges Geheimnis bleiben, wie viel Lebensfaden uns noch zum Stricken bleibt.

Du hast Nadeln in deiner Hand, du kannst Muster wechseln, die Technik oder das Werkzeug. Nur aufribbeln kannst du nichts - auch nicht ein kleines, winziges Stück.

Möge Dir noch viel Lebensfaden bei guter Gesundheit zu verstricken bleiben!


17.12.2010

Mittwoch, 15. Dezember 2010

16.12.2010

Der kleine Tag
von Wolfram Eicke

Es war einmal ein kleiner Tag. Er lebte mit seinen Eltern und Geschwistern dort, wo alle Tage leben, bevor sie auf die Erde kommen, und wo sie auch nachher bleiben, wenn die Nächte sie wieder von der Erde verscheucht haben. Kein Mensch weiß, wo dieser Ort ist, denn wer könnte schon sagen, wo die Tage bleiben, wenn sie ihren Dienst erfüllt haben? Jeder von ihnen kommt nur ein einziges Mal auf die Erde. Ein Tag ist einmalig. Und so ist es natürlich der Höhepunkt im Leben eines Tages, wenn er auf die Welt zu den Menschen kommt. Unser kleiner Tag, von dem hier die Rede ist, war voller Aufregung und Freude, wenn er an den so wichtigen Zeitpunkt seiner Erdenreise dachte. Aber er mußte noch lange warten, denn er würde der 22. November eines ganz bestimmten Jahres sein, und es war erst Septmber im Jahr davor. Vordrängeln konnte er sich nicht, denn die Reihenfolge, in der die Tage die Welt betreten, ist streng festgelegt. So konnte der kleine Tag nur von seinem zukünftigen Erdengang träumen, und mit staunenden Augen hörte er zu, wenn seine Verwandten von ihrem Besuch auf der Erde erzählten. Sein Vater war ein sehr berühmter und gefürchteter Tag gewesen, an dem sich ein grauenhaftes Erdbeben ereignet hatte, das die Menschen noch Jahrzehnte später nicht vergessen konnten. "Die ganze Welt zitterte", erzählte sein Vater stolz, "und ich bin in allen Geschichtsbüchern erwähnt." Seine Mutter wurde von den anderen Tagen ebenfalls sehr respektvoll behandelt. Als sie Tag war, hatten zwei Völker nach einem langen Krieg endlich Frieden geschlossen. Immer wieder wollte der kleine Tag hören, wie sich damals die Menschen lachend und weinend vor Freude umarmten undwie schön dieser Tag gewesen sei. Ein Onkel war sehr stolz darauf, daß er die erste Landung eines Raumschiffes auf einem fernen Planeten gebracht hatte, und seine Großmutter konnte gar nicht genug von der Hochzeit eines Königspaares erzählen, die mit großer Pracht gefeiert wurde, als sie Tag war. Jeden Abend, wenn ein Tag von der Erde zurückkam, mußte er genau berichten, was sich während seiner Amtszeit ereignet hatte. Voller Begeisterung hörte der kleine Tag Erzählungen von ruhmreichen Taten, Erfindungen und großen Festen, aber auch von Schneekatastrophen, Dürre- und Hungerzeiten, von Flugzeugabstürzen, Explosionen und Gewalttaten. "Es ist ganz wichtig", sagte sein Vater eines Tages, "daß etwas Ungewöhnliches passiert, wenn Du auf der Erde bist, damit man sich an dich erinnert. Sonst ist dein ganzes Leben sinnlos. Dabei kommt es gar nicht darauf an, ob es etwas Gutes oder Böses geschieht. Hauptsache, du hinterläßt einen bleibenden Eindruck auf die Menschen." "Wenn ich einmal auf der Erde bin," dachte der kleine Tag, "dann wird sicherlich etwas ganz, ganz Großes geschehen, etwas, was es noch nie gegeben hat. Nicht nur ein kümmerliches Erdbeben oder die Hochzeit eines Königspaares. Nein, 100 Könige sollen gleichzeitig heiraten, alle Völker der Erde sollen Frieden schließen und versprechen, niemals wieder Krieg zu führen. Es wird ein gewaltiges Feuerwerk geben, weil die Menschen alle Waffen in die Luft sprengen werden. Auf jedem Stern im Weltall landet ein Raumschiff, eine riesige Flutwelle überschwemmt die Hälfte der Erde, und, und ,und..." So träumte der Kleine Tag unaufhörlich, und es fiel ihm immer schwerer, seinen großen Auftritt abzuwarten. Schließlich, nach scheinbar endlosen Monaten und Wochen des Wartens, war der große Augenblick gekommen.

Es war stockfinster, als der Vater den kleinen Tag rief: "Es ist soweit. In einer halben Stunde beginnt der 22. November. Gleich bist Du ein Tag auf der Erde!" Sein Vater begleitete ihn noch ein Stück, damit er den richtigen Weg fand, und dann war es soweit! Schrittweise zog sich die Nacht vor dem kleinen Tag zurück, bis sie ganz verschwunden war. Der kleine Tag jubelte: "Jetzt regiere ich die Welt!" Aber schon bald erlebte er die erste Enttäuschung. Die strahlend goldene Sonne. von der sein Vetter im Juli so geschwärmt hatte, war nirgends zu sehen. Grauer Nebel verhüllte die frühen Morgenstunden. Alles sah trübe und dunstig aus, feucht und kalt. Der kleine Tag wollte sich aber nichts daraus machen, es gab doch soviel Neues, Fremdes und Aufregendes zu sehen. In allen Städten wälzten sich Tausende von Menschen durch die Straßen zu ihrer Arbeitsstelle. Autokolonnen, Busse, Züge, Bahnen - alles drängte, schob und wimmelte. Der kleine Tag mußte lachen: Es sah zu lustig aus, wie sie da unten alle in verschiedenen Richtungen durcheinanderkrabbelten. Er betrachtete die Menschen genauer. Nein, freundlich sahen sie nicht aus! Die meisten hasteten mürrisch und lustlos durch die Straßen, hatten die Mantelkragen hochgeschlagen und sahen grimmig geradeaus oder zum Boden. Niemand schien den kleinen Tag zu beachten. "Hallo, hier bin ich!" rief er. "Ich bin heute euer Tag! Freut ihr euch nicht, mich zu sehen?" Aber die Menschen freuten sich nicht. "Was für ein lausiger Tag", sagte ein Mann zu seinem Arbeitskollegen. "Dieser widerliche Nieselregen geht mir ganz schön auf die Nerven." "Ja, abscheulich", bestätigte der andere. "Meine Frau bekommt sicher wieder die Grippe bei diesem Wetter. Wenn doch bloß die Sonne ein wenig scheinen würde!" Ja, die Sonne! Wo war sie? Der kleine Tag konnte sie nirgendwo entdecken. "Bitte, liebe Sonne", rief er, "komm doch hervor und mache die Welt an meinem Tag etwas schöner, damit die Menschen nicht alle so grimmig sind." "Das kann ich nicht", sagte die Sonne, die von einer graufetten Regenwolke verdeckt wurde. "Ich habe nicht mehr die Kraft dazu.
Komm im Frühling oder besser noch im Sommer wieder, dann will ich so scheinen, daß deine Augen geblendet werden. Aber im November bin ich dazu zu schwach." Der kleine Tag war ganz verzweifelt. "Aber ich bin doch nur heute!" rief er. "Ich kann doch nicht wiederkommen. Nie kann ich wiederkommen. Im Frühling und im Sommer sind die anderen dran. Bitte, liebe Sonne, schein doch wenigstens ein ganz kleines bißchen!" Die Sonne hatte Mitleid mit ihm. Mit aller Kraft preßte sie ein paar dünne Strahlen hervor. Der kleine Tag hatte so etwas noch nie gesehen. Er sah verzückt und verzaubert, wie die Sonnenstrahlen auf einen Waldweg fielen und sich das Licht in den Regentropfen spiegelte. "Hurra!" rief der kleine Tag, "freut ihr euch jetzt, daß ich hier bin?" Doch die Sonne hatte zu kurz geschienen. Kaum ein Mensch in der Stadt hatte die wenigen Sonnenstrahlen bemerkt, und jetzt war es wieder so grau wie zuvor. Allerdings regnete es nicht mehr, und der Nebel hatte sich aufgelöst. "Immerhin etwas", tröstete sich der kleine Tag. Aber ein wenig traurig war er trotzdem noch. Doch was war das? Auf einem Schulhof stand ein Junge mit einem funkelnagelneuen Fahrrad, umringt von seinen Klassenkameraden. "Woher hast Du denn das tolle Rad?" fragte einer von ihnen. "Na, wißt ihr denn nicht, was heute für ein Tag ist? Heute ist doch der 22. November, und das ist mein Geburtstagsgeschenk!" Der kleine Tag jauchzte. Endlich freute sich jemand über ihn. "Für diesen Jungen bin ich der Höhepunkt des ganzen Jahres", dachte der kleine Tag glücklich. Mit neuem Eifer schaute er sich auf der Welt um. Er sah das Meer! Die Wellen klatschten gegen die Felsen am Strand, und die Gischt sprühte schäumend auf. Es war ein wundervolles Schauspiel, von dem sich der kleine Tag kaum losreißen konnte. Sein Blick streifte über die Berge. Ein Bergsteiger mühte sich keuchend, einen schneebedeckten Gipfel zu bezwingen. Als er oben angekommen war, lachte er und genoß den weiten Blick ins Tal. Der kleine Tag freute sich mit ihm. Er sah viele Städte, und verwundert schaute er den Menschen zu. Offenbar hatten die meisten nicht viel Freude an ihrer Arbeit. Männer mit stumpfen Gesichtern betätigten Hebel, Knöpfe und Schalter. Sie stellten Gegenstände her, deren Sinn und Zweck der kleine Tag nicht verstand. In einer großen Halle standen lange Schlangen wartender Menschen. Sicher gab es dort etwas Besonderes! Aber nein: Wenn die Menschen schließlich einen Schalter erreicht hatten, hinter dem ein streng blickender Mann saß, mußten sie viele Kreuze in kleine Kästchen auf Papierbögen machen und auch noch Geld dafür bezahlen. Der kleine Tag wunderte sich. In einem Park saß ein Mann auf einer Bank und schrieb. Als er fertig war, sah er sich zufrieden lächelnd um. Er hatte bestimmt etwas schönes geschrieben. Der kleine Tag freute sich. In einem Fenster stand ein Musiker und pfiff fröhlich eine kleine neukomponierte Melodie vor sich hin. Der kleine Tag hätte am liebsten mitgepfiffen. Der Nachmittag brachte ihm neue Erfahrungen: Spielende Kinder, Leute beim Spazierengehen, Menschen, die sich zum gemütlichen Kaffeetrinken zusammenfanden. Er sah einen jungen Mann an einer Haustür klingeln und ein hübsches Mädchen herauskommen. Die beiden faßten sich an den Händen und gingen in einen Park. Auf der Brücke über einen kleinen Bach blieb der junge Mann stehen und sah dem Mädchen in die Augen. "Ich hab' dich lieb!" sagte er und gab ihr einen Kuß. Dem kleinen Tag wurde ganz heiß vor Freude. Das war sicher das allerschönste Erlebnis für ihn hier auf der Erde. Als die Dämmerung kam und der kleine Tag seine Aufgabe erfüllt hatte, eilte er aufgeregt nach Hause. Alle Tage hatten sich schon versammelt und erwarteten gespannt seinen Bericht. "Na, wie war's?" fragte ihn sein Vater, "bist Du ein guter Tag gewesen?" "Oh ja!" rief der kleine Tag, und alle seine Erlebnisse sprudelten wie ein Wasserfall aus ihm heraus. "...und dann haben sie sich geküßt!" rief er am Schluß seines Berichts ganz atemlos und sah sich erwartungsvoll in der Runde um. Sein Vater machte nur eine wegwerfende Handbewegung: "Na ja, das kennen wir ja alle, aber nun erzähl mal die interessanten Dinge. Was hat sich denn nun wirklich ereignet?" Der kleine Tag starrte ihn fassungslos an. "Aber..." stammelte er, "das ist alles. Das ist doch viel, oder?" In den hinteren Reihen begannen einige ältere Tage zu lachen. Schließlich lachten sie alle, die ganze Gesellschaft, bis der kleine Tag in einer riesigen Woge von Gelächter zu ertrinken drohte. "Was?" rief sein Vater aufgebracht, "es muß doch wenigstens etwas passiert sein! Ein Schiffsunglück vielleicht? Oder eine Flugzeugentführung? Wenigstens ein Banküberfall?" Der kleine Tag schüttelte den Kopf. Einsam und traurig stand er mitten in dem Gelächter. Sein schöner Tag! Und sie fanden ihn langweilig und alltäglich - nichts Außergewöhnliches war passiert war geschehen. Er hätte vor Scham versinken mögen. "Nicht mal ein..." begann sein Vater noch einmal, aber er fragte nicht weiter. Der kleine Tag tat ihm leid. "Ein Nichts bist du!" schrie der Onkel, der die Raumschifflandung auf dem fernen Planeten erlebt hatte, "ein Nichts! Schon morgen hat man dich auf der Erde vergessen! Kein Buch wird dich erwähnen, kein Mensch wird sich an Dich erinnern! Geburtstag! Sonne! Liebe! Daß ich nicht lache!" Ist Liebe denn nichts ungewöhnliches, Schönes? wollte der kleine Tag fragen - aber er traute sich nicht mehr. Er fürchtete die Hänseleien und den Spott der anderen. "Komm mit und ruh' dich aus", sagte der Vater und zog ihn fort. "Und ihr acht euch nicht über meinen Sohn lustig!" rief er giftig den versammelten Tagen zu. Die Mutter versuchte ihn zu trösten: "Sei nicht traurig. Du bist ein guter Tag gewesen und hast sehr schöne Dinge auf der Erde gesehen. Weißt du, es kommt gar nicht darauf an, daß möglichst viele Menschen sich an einen Tag erinnern. Wenn Du nur ganz wenigen eine Freude geschenkt hast, dann hat sich dein Erdendasein schon sehr gelohnt." Aber der kleine Tag war nicht zu trösten. In den kommenden Tagen und Wochen wurde er überall belacht und verspottet. Er nahm auch nicht mehr an den abendlichen Versammlungen teil. Er wollte nicht hören, was die anderen Tage zu berichten hatten. Einsam saß er in seiner Ecke und machte sich bittere Vorwürfe. Dabei war es doch gar nicht seine Schuld.

Eines Abends jedoch, viele einsame Tage, Monate später, riefen ihn seine Eltern: "Denk dir, einer deiner Neffen kam gerade von der Erde zurück und hat berichtet, daß heute ein Beschluß gefaßt wurde, den 22. November zum internationalen Feiertag zu erklären. Und weißt du, warum? Weil an deinem 22. November, als du auf der Erde warst, nichts Böses geschehen ist, kein Verbrechen verübt wurde, nirgendwo auf der Erde Kämpfe waren. Eben darum, weil nicht Ungutes passiert ist, soll von nun an jedes Jahr an deinem Tag das Fest des Friedens gefeiert werden. Heute stand es auf der Erde in allen Zeitungen. Ja, wir wußten doch immer, daß Du etwas taugst!" Der kleine Tag sagte gar nichts. Er strahlte.

15.12.2010

Es gab einmal eine Zeit, da hatten die Tiere eine Schule. Das Lernen bestand aus Rennen, Klettern, Fliegen und Schwimmen. Und alle Tiere wurden in allen Fächern unterrichtet.

Die Ente war gut im Schwimmen; besser sogar noch als der Lehrer. Im Fliegen war sie durchschnittlich, aber im Rennen war sie ein besonders hoffnungsloser Fall. Da sie in diesem Fach so schlechte Noten hatte, musste sie nachsitzen und den Schwimmunterricht ausfallen lassen, um das Rennen zu üben. Das tat sie so lange, bis sie auch im Schwimmen nur noch durchschnittlich war. Durchschnittsnoten aber waren akzeptabel, darum machte sich niemand Gedanken darum, außer der Ente.

Der Adler wurde als Problemschüler angesehen und unnachsichtig und streng gemaßregelt, da er, obwohl er in der Kletterklasse alle anderen darin schlug, als erster den Wipfel eines Baumes zu erreichen, darauf bestand, seine eigene Methode anzuwenden.
Das Kaninchen war anfänglich im Laufen an der Spitze der Klasse, aber es bekam einen Nervenzusammenbruch und musste von der Schule abgehen wegen des vielen Nachhilfeunterrichtes im Schwimmen.
Das Eichhörnchen war Klassenbester im Klettern, aber sein Fluglehrer ließ ihn seine Flugstunden am Boden beginnen, anstatt vom Baumwipfel herunter. Es bekam Muskelkater durch die Überanstrengung bei den Startübungen und immer mehr “Dreien” im Klettern und “Fünfen” im Rennen.
Die mit Sinn für’s Praktische begabten Präriehunde gaben ihre Jungen zum Dachs in die Lehre, als die Schulbehörde es ablehnte, Buddeln in das Curriculum aufzunehmen.
Am Ende des Jahres hielt ein anormaler Aal, der gut schwimmen, etwas rennen, klettern und fliegen konnte, als Schulbester die Schlussansprache.

14.12.2010

Der Tod

Als ich vor der großen, marmornen Tür stand, wusste ich zuerst nicht: Sollte ich mich fürchten? Aber es ging ein warmes Licht von der Tür aus. Ich öffnete sie langsam und trat ein. Ich fand mich in einem riesigen Raum wieder, in dem ich keine Lichtquelle sah, es aber trotzdem nicht dunkel war. Am anderen Ende des Raumes stand eine Person, in einen dunklen Mantel gehüllt.


"Hallo!" rief die Person leise. Ich näherte mich ihr.


"Wer bist du?" fragte ich neugierig und ängstlich zugleich.


"Ich? Ich weiß nicht, ob du das wissen möchtest..."


"Ich will es wissen!" Ich starrte die junge Frau an, die mir gegenüber stand. Es ging ein seltsames Strahlen von ihr aus.


"Sag es!" bat ich noch einmal.


"Ich bin der Tod." kam es zurück. Erschrocken wich ich zurück.


"Du? Ich... bin ich tot?" stammelte ich entsetzt.


"Nein." antwortete sie mit einem warmen Lächeln.


"Wieso rede ich mit dir? Was soll das?" fragte ich angstvoll.


"Du hast doch Angst bekommen. Ich hätte es dir nicht sagen sollen."


Ich versuchte, mich zu beherrschen und setzte mich auf den Steinboden, der ganz warm war.


"Du bist bereit, mich anzuhören?" fragte der Tod erstaunt.


Ich nickte.


"Alle vor dir sind geflohen." erzählte die junge Frau und setzte sich zu mir.


Ich sagte nichts darauf.


"Nun gut. Du wunderst dich sicher, wieso du hierher gekommen bist. Ich kann dir sagen: Mich finden nur die, die mich nicht suchen."


Ich sah sie an. Ich verstand ihre Worte. Man fand sie nicht, wenn man sie erbat. Ja.


"Mein kleines Menschenmädchen. Du weißt nicht, was du sagen sollst. Ich bin wirklich und echt."


"Du bringst den Menschen den Tod?" fragte ich fassungslos.


"Nein! Wie kann ich mich selbst bringen?" fragte sie zurück.


"Was tust du dann?"


"Nichts. Ich bin es einfach. Ich bin der Tod. Nichts anderes. Ich verkörpere ihn..."


Mit einem Blick in mein verständnisloses Gesicht fügte sie seufzend hinzu: "Du verstehst nicht."


"Doch! Das heißt - ich versuche es ja." gestand ich verlegen.


"Nun gut. Es ist euch Menschen unverständlich, dass man nichts tut und nur etwas ist. Aber so ist die Realität! Ich bin so und viele andere meiner Sorte ebenfalls. Wir existieren. Wäre ich zerstört, gäbe es nichts mehr. Die Menschen könnten nicht mehr sterben. Kannst du dir das Ausmaß dieser Katastrophe vorstellen? Alle würden leiden, niemand würde erlöst." Sie sah mich ernst an.



Ich nickte. Ich verstand sie.



"Es geht nicht mehr, wenn ein Glied der Kette fehlt. Ich bin notwendig."


"Kannst du bestimmen, wer stirbt?" fragte ich.


"Oh nein. Es geht der, dessen Zeit vorüber ist. Das liegt nicht in meiner Hand."


"In wessen denn?" fragte ich.


Sie lächelte. "Das weiß niemand, nicht einmal ich. Die Menschen suchten mich früher, weil sie dachten, ich könnte ihnen ewiges Leben verleihen. Das kann ich nicht."


"Wieso wolltest du mit einem Menschen sprechen? Wieso brauchst du jemanden, der dich anhört?"


"Ich brauche jemanden, der das Gefühl, das du gerade hast, in deine Welt mitnimmt. Das Gefühl, das nicht mehr von der Furcht beherrscht wird. Die Menschen müssen verstehen, dass ich - der Tod - notwendig fürs Leben bin. Geh hinaus und sage ihnen all das!"


Ich nickte.


Plötzlich löste sich der Körper vor mir auf und ich wurde geblendet. Als ich die Augen aufschlug, saß ich in meinem Zimmer auf dem Boden...

Montag, 13. Dezember 2010

13.12.2010

Heute habe ich eine Kindergeschichte in meinen Kalender. Zu der es auch ein herzallerliebstes Bilderbuch gibt. Es heißt genau wie die Geschichte.

Irgendwie Anders


Auf einem hohen Berg, wo der Wind pfiff, lebte ganz allein und ohne einen einzigen Freund. Irgendwie Anders.

Er wusste, dass er irgendwie anders war, denn alle fanden das. Wenn er sich zu ihnen setzen wollte. Oder mit ihnen spazieren gehen. Oder mit ihnen spielen wollte, dann sagten sie immer: "Tut uns leid, du bist nicht wie wir. Du bist irgendwie anders. Du gehörst nicht dazu."

Irgendwie Anders tat alles, um wie die anderen zu sein.

Er lächelte wie sie und sagte "hallo".
Er malte Bilder.
Er spielte, was sie spielten (wenn er durfte).
Er brachte sein Mittagessen auch in einer Papiertüte mit.

Aber es half nichts.

Er sah nicht so aus wie die anderen und er sprach nicht wie sie.
Er malte nicht so wie sie.
Und er spielte nicht so wie sie.
Und was er für komische Sachen aß!

"Du gehörst nicht hierher", sagten alle. "Du bist nicht wie wir, du bist irgendwie anders!"

Irgendwie Anders ging traurig nach Hause. Er wollte gerade schlafen gehen, da klopfte es an der Tür. Draußen stand jemand - oder etwas.

"Hallo!" sagte es. "Nett, dich kennen zu lernen. Darf ich bitte reinkommen?"

"Wie bitte?", sagte Irgendwie Anders.

"Guten Tag!", sagte das Etwas und hielt ihm die Pfote hin - das heißt, eigentlich sah sie mehr wie eine Flosse aus.

Irgendwie Anders starrte auf die Pfote. "Du hast dich wohl in der Tür geirrt", sagte er.

Das Etwas schüttelte den Kopf. "Überhaupt nicht, hier gefällt's mir. Siehst du..."

Und ehe Irgendwie Anders auch nur bis drei zählen konnte, war es schon im Zimmer...

... und setzte sich auf die Papiertüte. "Kenn ich dich?", fragte Irgendwie Anders verwirrt.

"Ob du mich kennst?", fragte das Etwas und lachte. "Natürlich! Guck mich doch mal ganz genau an, na los doch!"

Und Irgendwie Anders guckte. Er lief um das Etwas herum, guckte vorn, guckte hinten.
Und weil er nicht wußte, was er sagen sollte, sagte er nichts.

"Verstehst du denn nicht!", rief das Etwas. "Ich bin genau wie du! Du bist irgendwie anders - und ich auch."

Und es streckte wieder seine Pfote aus und lächelte. Irgendwie anders war so verblüfft,
dass er weder lächelte noch die Pfote schüttelte.

"Wie bin ich?" sagte er. "Du bist doch nicht wie ich! Du bist überhaupt nicht wie irgendwas, das ich kenne. Tut mir leid, aber jedenfalls bist du nicht genauso irgendwie anders wie ich!" Und er ging zur Tür und öffnete sie. "Gute Nacht!"

Das Etwas ließ langsam die Pfote sinken. "Oh!", machte es und sah sehr klein und sehr traurig aus. Es erinnerte Irgendwie Anders an irgendwas, aber er wusste einfach nicht, woran. Das Etwas war gerade gegangen, da fiel es ihm plötzlich ein.

"Warte!", rief Irgendwie Anders. "Geh nicht weg!" Er rannte hinterher, so schnell er konnte. Als er das Etwas eingeholt hatte, griff er nach seiner Pfote und hielt sie ganz, ganz fest. "Du bist nicht wie ich, aber das ist mir egal. Wenn du Lust hast, kannst du bei mir bleiben."

Und das Etwas hatte Lust. Seitdem hatte Irgendwie Anders einen Freund.

Sie lächelten und sagten "hallo".
Sie malten zusammen Bilder.
Sie spielten das Lieblingsspiel des anderen - jedenfalls probierten sie es...
Sie aßen zusammen.
Sie waren verschieden, aber sie vertrugen sich.

Und wenn einmal jemand an die Tür klopfte, der wirklich sehr merkwürdig aussah, dann sagten sie nicht "Du bist nicht wie wir" oder "Du gehörst nicht dazu". Sie rückten einfach ein bisschen zusammen.

Sonntag, 12. Dezember 2010

12.12.2010

Lauf doch nicht weg,
bleibe einfach mal hier bei mir -
und nimmDir die Zeit,
ein wenig in Dir zu ruhen,
ohne Eile, ohne Hast,
ohne ein Wegrennen
oder Wettlaufen.

Deine Beine sind genug gerannt,
lass sie ein wenig ausruhen -
jetzt sind mal die Arme dran -
weisst du eigentlich,
wie wunderbar man damit
liebhalten kann?

Samstag, 11. Dezember 2010

11.12.2010

Heute mal ein Liedtext. Für einen ganz besonderen Menschen in meinen Leben. Danke, dass du immer für mich da bist...

Wenn man so will bist du das Ziel einer langen Reise
Die Perfektion der besten Art und Weise
In stillen Momenten leise
Die Schaumkrone der Woge der Begeisterung
Bergauf mein Antrieb und Schwung

Ich wollte dir nur mal eben sagen, dass du das Größte für mich bist
Und sicher geh'n, ob du denn das selbe für mich fühlst
Für mich fühlst

Wenn man so will bist du meine Chill-out Area
Meine Feiertage in jedem Jahr
Meine Süßwarenabteilung im Supermarkt
Die Lösung wenn mal was hagt
So wertvoll, dass man es sich gerne aufspart
Und so schön, dass man nie darauf verzichten mag

Ich wollte dir nur mal eben sagen, dass du das Größte für mich bist
Und sicher geh'n, ob du denn dasselbe für mich fühlst
Für mich fühlst

http://www.youtube.com/watch?v=mJcyWeQT4JA

Freitag, 10. Dezember 2010

10.12.2010

Denk doch bei der nächsten Heimfahrt mal an diese Geschichte:
Andi schaute kurz noch einmal auf das Tachometer, bevor er langsamer
wurde: 79 innerhalb einer Ortschaft. Das vierte Mal in 4 Monaten.
Wie konnte ein Typ denn so oft erwischt werden? Als er sein Auto auf
10 km/h
abbremste, fuhr Andi rechts ran.
Der Polizist, der ihn angehalten hatte, stieg aus seinem Auto aus. Mit
einem dicken Notizbuch in der Hand. Christian? Christian aus der Kirche?
Andi sank tiefer in seinen Sitz.
Das war nun schlimmer als der Strafzettel. Ein christlicher Bulle
erwischt einen Typen aus seiner eigenen Kirche. Einen Typen, der etwas
angespannt war, nach einem langen Tag im Büro. Einen Typen, der morgen
Golf spielen wollte. Als er aus seinem Auto sprang, erblickte er den
Polizisten, den er jeden Sonntag in der Kirche sah. Er hatte erst nur
den Mann in Uniform gesehen.
"Hi Christian. Komisch, dass wir uns so wieder sehen!"
"Hallo Andi." Kein Lächeln.
"Ich sehe du hast mich erwischt in meiner Eile nach Hause zu kommen, um
meine Frau und Kinder zu sehen."
"Ja, so ist das." Christian, der Polizist schien unsicher zu sein.
"Ich bin in den letzten Tagen erst sehr spät aus dem Büro gekommen. Ich
denke auch, dass ich die Verkehrsregeln nun mehr als einmal gebrochen
habe." Andi war nervös und ungeduldig. " "Verstehst du, was ich meine ?"
"Ich weiß, was du meinst. Ich weiß auch, dass du soeben ein Gesetz
gebrochen hast."
Aua. Dies geht in die falsche Richtung. Zeit die Taktik zu ändern. "Bei
wie viel hast du mich erwischt?"
"Siebzig. Würdest du dich bitte wieder in dein Auto setzen?"
"Ach Christian, warte bitte einen Moment. Ich habe sofort auf den Tacho
geschaut, als ich dich gesehen habe! Ich habe mich auf 65 km/h
geschätzt!" Andi konnte mit jedem Strafzettel besser lügen.
"Bitte Andi, setz dich wieder in dein Auto."
Genervt quetschte Andi sich durch die noch immer offene Türe. Ein Knall
und die Tür war zu. Er starrte auf sein Armaturenbrett. Christian war
fleißig am schreiben auf seinem Notizblock. Warum wollte Christian nicht
Führerschein und Papiere sehen? Was auch immer der Grund war, es würden
einige Sonntage vergehen, bis er sich in der Kirche wieder neben diesen
Polizisten setzen würde.
Christian klopfte an die Tür. Er hatte einen Zettel in der Hand. Andi
öffnete das Fenster, maximal 5cm, gerade genug, um den Zettel an sich zu
nehmen. Christian gab ihm den Zettel durch. "Danke." Andi konnte die
Enttäuschung nicht aus seiner Stimme halten. Christian setzte sich
wieder ins Auto ohne ein Wort zu verlieren. Andi wartete und schaute
durch seinen Spiegel zu. Dann faltete er den Zettel auf. Was würde ihn
dieser Spaß wieder kosten?
Hej! Warte mal! War das ein Witz? Dies war kein Strafzettel.
Andi las:
"Lieber Andi, ich hatte einmal eine kleine Tochter. Als sie sechs Jahre
alt war starb sie bei einem Verkehrsunfall. Richtig geraten, der Typ ist
zu schnell gefahren. Einen Strafzettel, eine Gebühr und drei Monate
Knast und der Mann war wieder frei. Frei um seine Töchter wieder in den
Arm nehmen zu dürfen. Alle drei konnte er wieder lieb haben. Ich hatte
nur eine und ich werde warten müssen, bis ich in den Himmel komme, bevor
ich sie wieder in den Arm nehmen kann. Tausendmal habe ich versucht
diesem Mann zu vergeben. Tausendmal habe ich gedacht, ich hätte es
geschafft. Vielleicht habe ich es geschafft, aber ich muss immer wieder
an sie denken. Auch jetzt. Bete bitte für mich. Und sei bitte
vorsichtig, Andi. Mein Sohn ist alles was ich noch habe. Gruß Christian"
Andi drehte sich um und sah Christians Auto wegfahren. Er fuhr die
Straße wieder runter. Andi schaute bis er nicht mehr zu sehen war. Erst
ganze 15 Minuten später fuhr er langsam nach Hause. Er betete um
Verzeihung und zu Hause angekommen nahm er seine überraschte Frau und
Kinder in den Arm und drückte sie ganz fest.
Das Leben ist so wertvoll. Behandle es mit Sorgfalt.

Donnerstag, 9. Dezember 2010

9.12.2010

Das perfekte Herz

Eines Tages stand ein junger Mann mitten in der Stadt und erklärte, dass er das schönste Herz im ganzen Tal habe. Eine große Menschenmenge versammelte sich, und sie alle bewunderten sein Herz, denn es war perfekt. Es gab keinen Fleck oder Fehler in ihm. Ja, sie alle gaben ihm Recht, es war wirklich das schönste Herz, das sie je gesehen hatten. Der junge Mann war sehr stolz und prahlte noch lauter über sein schönes Herz.
Plötzlich tauchte ein alter Mann vor der Menge auf und sagte: "Nun, dein Herz ist nicht mal annähernd so schön, wie meines." Die Menschenmenge und der junge Mann schauten das Herz des alten Mannes an.
Es schlug kräftig, aber es war voller Narben, es hatte Stellen, wo Stücke entfernt und durch andere ersetzt worden waren. Aber sie passten nicht richtig, und es gab einige ausgefranste Ecken.... Genau gesagt, an einigen Stellen waren tiefe Furchen, wo ganze Teile fehlten. Die Leute starrten ihn an: wie kann er behaupten, sein Herz sei schöner, dachten sie?

Der junge Mann schaute auf des alten Mannes Herz, sah dessen Zustand und lachte: "Du musst scherzen", sagte er, "dein Herz mit meinem zu vergleichen. Meines ist perfekt und deines ist ein Durcheinander aus Narben und Tränen."

"Ja", sagte der alte Mann, deines sieht perfekt aus, aber ich würde niemals mit dir tauschen. Jede Narbe steht für einen Menschen, dem ich meine Liebe gegeben habe. Ich reiße ein Stück meines Herzens heraus und reiche es ihnen, und oft geben sie mir ein Stück ihres Herzens, das in die leere Stelle meines Herzens passt. Aber weil die Stücke nicht genau sind, habe ich einige raue Kanten, die ich sehr schätze, denn sie erinnern mich an die Liebe, die wir teilten. Manchmal habe ich auch ein Stück meines Herzens gegeben, ohne dass mir der andere ein Stück seines Herzens zurückgegeben hat. Das sind die leeren Furchen. Liebe geben heißt manchmal auch ein Risiko einzugehen. Auch wenn diese Furchen schmerzhaft sind, bleiben sie offen und auch sie erinnern mich an die Liebe, die ich für diese Menschen empfinde... und ich hoffe, dass sie eines Tages zurückkehren und den Platz ausfüllen werden. Erkennst du jetzt, was wahre Schönheit ist?"

Der junge Mann stand still da und Tränen rannen über seine Wangen.
Er ging auf den alten Mann zu, griff nach seinem perfekten jungen und schönen Herzen und riss ein Stück heraus. Er bot es dem alten Mann mit zitternden Händen an. Der alte Mann nahm das Angebot an, setzte es in sein Herz. Er nahm dann ein Stück seines alten vernarbten Herzens und füllte damit
die Wunde in des jungen Mannes Herzen. Es passte nicht perfekt, da es einige ausgefranste Ränder hatte.

Der junge Mann sah sein Herz an, nicht mehr perfekt, aber schöner als je zuvor, denn er spürte die Liebe des alten Mannes in sein Herz fließen. Sie umarmten sich und gingen weg, Seite an Seite.

Mittwoch, 8. Dezember 2010

8.12.2010

Der Apfent - Eine kleine Weihnachtsgeschichte

Der Apfent ist die schönste Zeit vom Winter.
Die meisten Leute haben im Winter eine Grippe. Die ist mit Fieber.
Wir haben auch eine, aber die ist mit Beleuchtung und man schreibt sie mit K.

Drei Wochen bevor das Christkindl kommt stellt Papa die Krippe im Wohnzimmer auf und meine kleine Schwester und ich dürfen mithelfen.

Viele Krippen sind langweilig, aber die unsere nicht, weil wir haben mords tolle Figuren drin. Ich habe einmal den Josef und das Christkindl auf den Ofen gestellt damit sie es schön warm haben und es war ihnen zu heiß. Das Christkindl ist schwarz geworden und den Josef hat es auf lauter Trümmer zerrissen. Ein Fuß von ihm ist bis in den Platzlteig geflogen und es war kein schöner Anblick. Meine Mama hat mich geschimpft und gesagt, dass nicht einmal die Heiligen vor meiner Blödheit sicher sind.
Wenn Maria ohne Mann und ohne Kind herumsteht, schaut es nicht gut aus. Aber ich habe gottseidank viele Figuren in meiner Spielzeugkiste und der Josef ist jetzt der Donald Duck. Als Christkindl wollte ich den Asterix nehmen, weil der ist als einziger so klein, dass er in den Futtertrog gepasst hätte. Da hat meine Mama gesagt, man kann doch als Christkindl keinen Asterix hernehmen, da ist ja das verbrannte Christkindl noch besser. Es ist zwar schwarz, aber immerhin ein Christkindl.
Hinter dem Christkindl stehen zwei Oxen, ein Esel, ein Nilpferd und ein Brontosaurier. Das Nilpferd und den Brontosaurier habe ich hineingestellt, weil der Ox und der Esel waren zu langweilig.

Links neben dem Stall kommen gerade die heiligen drei Könige daher.

Ein König ist dem Papa im letzten Apfent beim Putzen heruntergefallen und war dodal hin. Jetzt haben wir nur mehr zwei heilige Könige und einen heiligen Batman als Ersatz.
Normal haben die heiligen drei Könige einen Haufen Zeug für das Christkindl dabei, nämlich Gold, Weihrauch und Pürree oder so ähnlich.

Von den unseren hat einer anstatt Gold ein Kaugummipapierl dabei, das glänzt auch schön. Der andere hat eine Marlboro in der Hand, weil wie keinen Weihrauch haben. Aber die Marlboro raucht auch schön wenn man sie anzündet. Der heilige Batman hat eine Pistole dabei. Das ist zwar kein Geschenk für das Christkindl, aber damit kann er es vor dem Saurier beschützen.
Hinter den drei Heiligen sind ein paar rothäutige Indianer und ein kasiger Engel. Dem Engel ist ein Fuß abgebrochen, darum haben wir ihn auf ein Motorrad gesetzt, damit er sich leichter tut. Mit dem Motorrad kann er fahren, wenn er nicht gerade fliegt.

Rechts neben dem Stell haben wir ein Rotkäppchen hingestellt. Sie hat eine Pizza und drei Weizen für die Oma dabei. Einen Wolf haben wir nicht, darum lurt hinter dem Baum ein Bummerl als Ersatzwolf hervor.

Mehr steht in unserer Krippe nicht, aber das reicht voll. Am Abend schalten wir die Lampen an und dann ist unsere Krippe erst so richtig schön. Wir sitzen herum und singen Lieder vom Apfent. Manche gefallen mir aber die meisten sind mir zu lusert.
Mein Opa hat mir ein Gedicht vom Apfent gelernt und das gehr so:
„Apfent, Apfent, der Bärwurz(Schnaps) brennt. Erst trinkst oan, dann zwoa, drei, vier, dann hauts de mit deim Hirn an d`Tür.“ Obwohl dieses Gedicht recht schön ist, hat die Mama gesagt, dass ich mir es nicht merken darf.

Im Apfent wird auch gebastelt. Wir haben eine große Schüssel voll Nüsse und eine kleine mit Goldstaub. Darin wälzen wir die Nüsse bis sie golden sind, das Christkindl hängt sie später an den Christbaum. Man darf nicht fest schnaufen weil der Goldstaub ist dodal leicht und fliegt herum, wenn man hinschnauft. Einmal habe ich vorher in den Goldstaub ein Niespulver hineingetan und wie mein Vater die erste Nuss darin gewälzt hat, tat er einen Nieserer, dass es ihn gerissen hat und sein Gesicht war goldern und die Nuss nicht. Mama hat ihn geschimpft, weil er keine Beherrschung hat und sie hat gesagt, er stellt sich dümmer an als ein Kind. Meinem Vater war es recht zuwider und er hat nicht mehr mitgetan. Er hat gesagt, dass mit dem Goldstaub irgendetwas nicht stimmt, und Mama hat gesagt, dass höchstens bei ihm etwas nicht stimmt. Ich habe mich sehr gefreut, weil es war insgesamt ein lustiger Apfentsabend.

Kurz vor Weihnachten müssen wir unser Wunschzettel schreiben. Meine Schwester wünscht sich meistens Puppen oder sonst ein Klump. Ich schreibe vorsichtshalber mehr Sachen auf und zum Schluss schreibe ich dem Christkindl, es soll einfach soviel kaufen bis das Geld ausgeht. Meine Mama sagt, das ist eine Unverschämtheit und irgendwann bringt mir das Christkindl gar nichts mehr, weil ich nicht bescheiden bin. Aber bis jetzt habe ich immer etwas gekriegt. Wenn ich groß bin und ein Geld verdiene, dann kaufe ich mir selber etwas und bin überhaupt nicht bescheiden. Dann kann sich das Christkindl von mir aus ärgern, weil dann ist es mir wurscht.

Bis man schaut ist der Apfent vorbei und Weihnachten auch und mit dem Jahr geht es dahin. Die Geschenke sind ausgepackt und man kriegt bis Ostern nichts mehr, höchstens, wenn man vorher Geburtstag hat.

Aber eins ist gwies: der Apfent kommt wieder.

Dienstag, 7. Dezember 2010

7.12.2010

Der Sprung in der Schüssel

Es war einmal eine alte chinesische Frau, die zwei große Schüsseln hatte, die von den Enden einer Stange hingen, die sie über ihren Schultern trug.

Eine der Schüsseln hatte einen Sprung, während die andere makellos war und stets eine volle Portion Wasser fasste. Am Ende der lange Wanderung vom Fluss zum Haus der alten Frau war die andere Schüssel jedoch immer nur noch halb voll.

Zwei Jahre lang geschah dies täglich, die alte Frau brachte immer nur anderthalb Schüsseln Wasser mit nach Hause. Die makellose Schüssel war natürlich sehr stolz auf ihre Leistung, aber die arme Schüssel mit dem Sprung schämte sich wegen ihres Makels und war betrübt, dass sie nur die Hälfte dessen verrichten konnte, wofür sie gemacht worden war.

Nach zwei Jahren, die ihr wie ein endloses Versagen vorkamen, sprach die Schüssel zu der alten Frau: "Ich schäme mich so wegen meines Sprungs, aus dem den ganzen Weg zu deinem Haus immer Wasser läuft."

Die alte Frau lächelte. "Ist dir aufgefallen, dass auf deiner Seite des Weges Blumen blühen, aber auf der Seite der anderen Schüssel nicht? Ich habe auf deiner Seite des Pfades Blumensamen gesät, weil ich mir deines Fehlers bewusst war. Nun gießt du sie jeden Tag, wenn wir nach Hause laufen. Zwei Jahre lang konnte ich diese wunderschönen Blumen pflücken und den Tisch damit schmücken. Wenn du nicht genauso wärst, wie du bist, würde diese Schönheit nicht existieren und unser Haus beehren."

Jeder von uns hat seine ganz eigenen Macken und Fehler, aber es sind die Macken und Sprünge, die unser Leben so interessant und lohnenswert machen. Man sollte jede Person einfach so nehmen, wie sie ist und das Gute in ihr sehen.

Also, an all meine Freunde mit einem Sprung in der Schüssel, habt einen wundervollen Tag und vergesst nicht, den Duft der Blumen auf eurer Seite des Pfades zu genießen.

Montag, 6. Dezember 2010

6.12.2010

Der Weihnachtsmann, der mit seinen Rentieren hinter dem Himmelstor gleich links, in einem großen Wolkenschloss wohnte, saß traurig in seinem Schaukelstuhl vor dem Kamin und kraulte sich den langen, weißen Bart. Er dachte an früher, als die Kinder noch Wünsche hatten und er das ganze Jahr über viel zu tun hatte. Doch jetzt, wo die Kinder nur noch vor den Computern saßen und zufrieden waren, wenn sie ab und zu ein Neues Spiel bekamen, hatte der Weihnachtsmann wenig zu tun. Dieses Jahr hatte er den ganzen Sommer hier gesessen und darauf gewartet, dass es endlich Winter wurde. Doch dieser hatte ihm auch nicht viel Arbeit gebracht, wie früher. Irgendwie musste er das ändern. Aber wie?
Der Weihnachtsmann seufzte, trank einen tiefen Schluck Tee aus seiner Tasse und machte sich auf, seine Tochter Vibella zu besuchen, die gerade die Engelkinder beaufsichtigte.

Während seiner Fahrt dachte er an die schönen Zeiten, als er nicht wußte, wie er die ganze Arbeit bewältigen sollte, obwohl die jüngsten Engelchen ihm das ganze Jahr über geholfen hatten. Und jetzt fingen sie erst wenige Tage vor Heilig Abend an Wunschzettel zu lesen und Geschenke zu packen. Und das würde auch bald enden und er wäre dann nichts anderes, als ein alter Mann.

Vibella schwebte von Wolke zu Wolke und begutachtete die Fortschritte der Engelchen beim einpacken der Geschenke für die Menschenkinder. Alle Engelchen hatten ihren Spaß und durften sogar ganz vorsichtig, die Spielsachen ausprobieren, die meistens für Babys und Kleinkinder gedacht waren.
Doch ein Engel saß verkniffen zwischen den Papierschleifen und Geschenkpapieren. Das Engelchen hieß Brian und hatte seit einer Weile nichts mehr zu tun. Er langweilte sich entsetzlich und er richtete seine Aufmerksamkeit auf seinen Bogen, den er auf dem Rücken trug. Jeder von den Engeln trug einen Bogen und hatte einen ganzen Köcher Pfeile dabei. Die erwachsenen Engel, die in die Fußstapfen von Amor getreten waren, durften die Liebespfeile in die Herzen der Menschen schießen. Doch die Anfänger durften sie zwar tragen, aber nicht benutzen. Brian spielte an der Sehne seines Bogens herum und legte einen Pfeil auf. Er spannte den Bogen, zog die Sehne nach hinten und hielt den Pfeil fest, damit er nicht davonflog. Das ging ein paar mal gut, doch als Brian die Sehne wieder spannte und ein Ruf hinter ihm ertönte, erschrak er, ließ den Pfeil und die Sehne los und der Pfeil schoss davon.
Erstarrt blickte Brian hinter dem Pfeil her und beobachtete seine Flugbahn.
Das Geschoß sirrte durch den Himmel, erwischte eine Regenwolke, die einigen Engeln auf Wolke drei eine unfreiwillige Dusche bescherte, machte einen Bogen und flog zum Sternenhimmel hinauf.

Schnell schaute Brian sich um, ob irgendwer etwas von seinem unfreiwilligen Abschuss mitbekommen hatte, doch die anderen Engelchen waren zu beschäftigt, als das sie auf ihn geachtet hätten. Mit einem Seufzer wandte sich Brian dem Pfeil zu, der die Sterne fast erreicht hatte. Er war ziemlich schnell und schon bald traf er einen Stern, der sich prompt vom Himmel löste und zur Erde fiel. Der Stern versuchte seinen Fall zu bremsen und Funken stoben hinter ihm auf. Doch es nützte nichts. Der Stern fiel und fiel und es löschte sein Licht und war nicht mehr gesehen.
Brian war erschreckt aber auch erstaunt, wie schön der Stern ausgesehen hatte und er legte noch einen Pfeil auf die Sehne. Diesmal schoss er gezielt auf einen großen Stern gleich über ihm und als er den Pfeil auf den Weg schickte, konnte er einen Begeisterungsschrei nicht unterdrücken.
Der Schrei durchdrang die Stille und alle Engel hoben die Köpfe. Mit "Ohs" und "Ahs" wurde der verglühende Stern beobachtet, und manche Engel hatten ihre Bogen schon gezückt um noch mehr Sterne fallen zu sehen.
Brian war einen Moment lang stolz, etwas so Schönes geschaffen zu haben, doch als er die Hand an seinem Ohr spürte, die schmerzhaft zudrückte, war der Augenblick dahin.
"Was soll denn das, Brian. Du weißt doch, dass du den Bogen nicht benutzen darfst!"
Stille trat ein und die Engel beobachteten was nun kam.
Mit einem schuldbewussten Augenaufschlag versuchte Brian seine Kindergärtnerin milde zu stimmen. Als sie gerade mit ihrer Gardinenpredigt fortfahren wollte, wurde ihr Einhalt geboten.
"Nicht aufregen meine Liebe! Die Kleinen haben nun mal Unsinn im Kopf, obwohl das schon schlimm war, was Du getan hast, Brian", brummte der Weihnachtsmann und tätschelte Brian den Kopf. Mit Tränen in den Augen wandte der Kleine sich dem alten Mann zu und sagte: "Ich wollte dir ja helfen, aber ich hatte keine Lust mehr und da habe ich mit meinem Bogen gespielt... es tut mir leid", schluchzte er.
"Na, na", schmunzelte der Weihnachtsmann, " Du hast den Bogen ein wenig überspannt, aber tröste Dich, Du bekommst keine Strafe",
"Nicht?", fragten Brian und seine Lehrerin gleichzeitig.
"Diesmal hat Brian mit seinem Unfug Gutes getan. Bitte schiess noch einmal einen Stern hinunter und ihr alle lauscht und beobachtet die Menschen", bat der Weihnachtsmann mit einer ausladenden Geste.
Mit zitternden Händen zog Brian einen Pfeil aus dem Köcher und spannte nochmals seinen Bogen. Er zielte auf einen Hellerleuchteten Stern, der getroffen, mit einem Schweif aus goldenen Funken zur Erde herabschoss.
Gebannt schauten die Engel auf die Erde und warteten, was nun kommen würde.
Als der Stern über den Himmel flitzte und bald nicht mehr gesehen war, hörten die Engel die Menschen rufen "Oh schaut, eine Sternschnuppe, Du kannst Dir was wünschen!" Und ein glückliches Lachen war zu hören als die Menschen ihre Lieben umarmten.
"Seht ihr?", meinte der Weihnachtsmann zu den Engeln "Das bedeutet dass zwei unserer Pflichten sich auf einmal erfüllen. Die Menschen freuen sich, und sie wünschen sich was.
Wir werden also niemals vergessen sein. Wir müssen eine Sternenflotte aufstellen, die regelmäßig Sterne für die Menschen vom Himmel holt. Und ich brauche noch mehr Helfershelfer für meine Pakete!", lachte er dröhnend, ließ sich in seinen wartenden Schlitten plumpsen, schnalzte mit der Zunge und seine treuen Rentiere zogen ihn im Galopp über die Wolken nach Hause.

5.12.2010

Fallender Engel
Ein kleiner, wunderschöner weißer Engel ging eines Tages zu seinem Vater. „Was willst du?“ fragte Gott und lächelte. „Vater, ich sehe jeden Tag auf die Erde und sehe Hass, Neid, Wut, Schmerz, Hilflosigkeit und Einsamkeit. Mir tun die Menschen leid. Ich möchte ihnen helfen.“ Sein Vater erschrak über das, was der kleine Engel da sprach. Dieser lächelte nur und bat seinen Vater „Bitte, bitte lass mich auf die Erde und lass mich diesen armen Menschen helfen!“ Sein Vater nickte, es wiederstrebte ihm, einen seiner Engel auf die Erde zu schicken. „Du weißt was es für Konsequenzen für dich hat?“ Der kleine Engel nickte und schloss die Augen. Leise hörte er noch die Stimme seines Vaters, er warnte ihn vor der Bosheit der Menschen, er sagte, dass sie ihm für nichts dankbar sein würden.

Der kleine Engel hatte nun keine weißen großen, prächtigen Schwingen mehr. Er war nun ein kleine gefallene Engel, in der Gestalt eines Kindes.

Er ging einen dunklen Weg entlang. Ein kleiner Mann kam ihm entgegen, er hatte zerrissene Kleider an, sein Gesicht war schmutzig, er ging geduckt und schien vor jedem Schatten Angst zu haben. Der gefallene Engel ging auf ihn zu, er lächelte ihn an und nahm ihn an der Hand. Er führte ihn auf einen hellen Weg. Die Kleider des Mannes veränderten sich. Sie wurden neu, und teuer. Sein Gesicht war wieder sauber und er ging aufrecht. Der kleine gefallene Engel lachte. Er wollte dem Mann auf wiedersehen sagen. Er wollte ihm sagen, dass er ihm viel Glück wünsche. Aber den Mann interessierte es nicht. Er ging einfach gerade aus weiter und ließ den kleine gefallene Engel alleine zurück. Ein kleines Mädchen kam ihm entgegen, der Mann rempelte es an und es stürzte, aber ihn interessierte es nicht. Der kleine gefallene Engel eilte zu ihm und half dem kleinen Mädchen auf. Es lächelte ihn an, drehte sich um und lief davon.

Jedem, dem der kleine gefallene Engel helfen konnte, half er. Aber er bemerkte eins nicht. Mit jedem Menschen, dem er half, ging es ihm schlechter. Er hatte nicht mehr die Kraft, die er vorher gehabt hatte. Mit jedem mal, das er half, desto schwächer und kleiner wurde er. Immer half er, er hatte schon eine riesige Last zu tragen, die alle, denen er geholfen hatte, bei ihm abgeladen hatte. Er ging gebückt und lächelte. Immerzu lächelte er.

Eines Tages kam eine Gruppe von Menschen, sie lachten ihn aus. Sie schubsten ihn hin und her. Er hatte nicht die Kraft zu sagen, sie sollen aufhören. Also machten sie weiter. Er fiel. Er fiel auf die Knie. Seine Last wurde unerträglich schwer. Aber er lächelte weiter. Einer der Menschen aus der Gruppe schlug ihn ins Gesicht. Jeder begann von einer anderen Seite an ihm zu zerren, ihn zu schlagen, zu treten und ihn anzuschreien. Endlich ließen sie ab von ihm. Er lag zerschlagen am Boden. Er blutete und weinte. Er sah in den Himmel. „Vater, warum sind die Menschen so hart, so gemein?“

Im selben Augenblick stand ein Mädchen vor ihm. Es lächelte ihn an. Der kleine gefallene Engel erkannte sie. Es war das Mädchen, dem er aufgeholfen hatte, als es gestürzt war. Es war nun größer. Sie reichte ihm seine Hand. Plötzlich fiel die Last von ihm. Er wuchs. Er wuchs und wuchs, er wurde groß. Endlich stand er wieder aufrecht. Wie der Phönix sich aus der Asche erhob, so stand er vom Boden auf. Er lachte. Lachte und lachte und das Mädchen mit ihm.

Er breitete seine Schwingen aus und umschloss das Mädchen.

Der kleine gefallene Engel wurde groß, groß und stark, er steht nun wieder aufrecht. Er breitet seine großen, weiße und prachtvollen Schwingen aus und erhebt sich in die Luft. Er ist nun wieder ein Engel.

Freitag, 3. Dezember 2010

4.12.2010

Heute mal ein Gute Nacht Lied für meine zwei Jungs...
Ich liebe euch sehr meine Prinzen

Wenn kleine Prinzen schlafen gehn.

Ich war heut lieb den ganzen Tag, getobt gespielt, so wie ich’s gerne mag
Jetzt schau dich an, sieh dir mal zu, dir fallen gleich die Augen zu!
(gähnt) Ich bin noch munter schau mal hin, weil ich noch gar nicht müde bin.
Schau wie du gähnst, jetzt marsch ins Bad putzt deine Zähnchen sag :“Gute Nacht“
Gute Nacht

Chorus:
Mein kleiner Prinz muss schlafen gehen, es ist schon ziemlich spät. Die Kuscheltiere warten schon, dass Nils ins Bettchen geht. Nun schließ die Augen, träum von mir, ich geh durchs Märchenland mit dir. Und kommt der nächste Tag, dann küss ich dich wach.

Mami, Mami, aber ich kann noch gar nicht einschlafen!!
Nils du bist Todmüde!
Nur, nur eine Geschichte Mami, bitte!
Nur eine:
Im Traum, mein kleiner du wirst sehn, bist du ein Prinzpiratenkapitän! Du kämpfst als Held, den schwarzen Mann, fliegst durch die Lüfte wie Peter Pan! Du bist ein Zauberer, ein edler Mann! Hast nur die allerschönsten Kleider an. Ein stolzes Pferd und du sitzt drauf ,
und ,und ,und dann reiß ich ’ne Prinzessin auf!
Haha, genau!
Hehe!

Chorus:
Mein kleiner Prinz muss schlafen gehen, jetzt leg dich hin zur Ruh! Dein Teddy liegt hier neben dir die Nacht, sie deckt dich zu. Nun schließ die Augen, träum von mir, ich geh durchs Märchenland mit dir. Und kommt der nächste Tag, dann küss ich dich wach.

Du, Mami darf ich noch was trinken und ,und kannst du bitte ’n Licht anlassen?
Damit du besser schlafen kannst?
Ja, sonst hab ich doch Angst!

Hab keine Angst du weißt doch auch, ich bin immer da und pass auf dich auf! Du bist ein Strolch und noch so klein glaub mir ich lass dich nie allein !
Schau zum Himmel und du wirst sehn, die Sterne leuchten nur für dich so schön! Und glaub mir so wird’s immer sein du bist nachts mein Stern am tag mein Sonnenschein!

Chorus:
Mein kleiner Prinz muss schlafen gehen, jetzt leg dich hin zur Ruh! Dein Teddy liegt hier neben dir die Nacht, sie deckt dich zu. Nun schließ die Augen, träum von mir, ich geh durchs Märchenland mit dir. Und kommt der nächste Tag, dann küss ich dich wach.

Nun schließ die Augen, träum von mir, ich geh durchs Märchenland mit dir. Und kommt der nächste Tag, dann küss ich dich wach.

Gute Nacht!


wer es mal hören will sollte folgenenden Link anklicken.

http://www.myvideo.de/watch/2987929/Der_kleine_Nils_Wenn_kleine_Prinzen_schlafen_gehen_Oliver_Doehring

Donnerstag, 2. Dezember 2010

3.12.2010

Zwei reisende Engel machten Halt, um die Nacht im Hause einer wohlhabenden Familie zu verbringen. Die Familie war unhöflich und verweigerte den Engeln, im Gästezimmer des Haupthauses auszuruhen. Anstelle dessen bekamen sie einen kleinen Platz im kalten Keller.
Als sie sich auf dem harten Boden ausstreckten, sah der ältere Engel ein Loch in der Wand und reparierte es. Als der jüngere Engel fragte, warum, antwortete der ältere Engel: "Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen."

In der nächsten Nacht rasteten die beiden im Haus eines sehr armen, aber gastfreundlichen Bauern und seiner Frau. Nachdem sie das wenige Essen, das sie hatten, mit ihnen geteilt hatten, ließen sie die Engel in ihrem Bett schlafen, wo sie gut schliefen. Als die Sonne am nächsten Tag den Himmel erklomm, fanden die Engel den Bauern und seine Frau in Tränen. Ihre einzige Kuh, deren Milch ihr alleiniges Einkommen gewesen war, lag tot auf dem Feld.

Der jüngere Engel wurde wütend und fragte den älteren Engel, wie er das habe geschehen lassen können?
"Der erste Mann hatte alles, trotzdem halfst du ihm", meinte er anklagend. "Die zweite Familie hatte wenig, und du ließest die Kuh sterben."

"Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen", sagte der ältere Engel.

"Als wir im kalten Keller des Haupthauses ruhten, bemerkte ich, dass Gold in diesem Loch in der Wand steckte. Weil der Eigentümer so von Gier besessen war und sein glückliches Schicksal nicht teilen wollte, versiegelte ich die Wand, so dass er es nicht finden konnte.

Als wir dann in der letzten Nacht im Bett des Bauern schliefen, kam der Engel des Todes, um seine Frau zu holen. Ich gab ihm die Kuh anstatt dessen.

Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen."

Manchmal ist das genau das, was passiert, wenn die Dinge sich nicht als das entpuppen, was sie sollten. Wenn du Vertrauen hast, musst du dich bloß darauf verlassen, dass jedes Ergebnis zu deinem Vorteil ist.

Du magst es nicht bemerken, bevor ein bisschen Zeit vergangen ist...

Manche Leute kommen in unser Leben und gehen schnell...

Manche Leute werden Freunde und bleiben ein bisschen...wunderschöne Fußabdrücke auf unseren Herzen hinterlassend...
und wir sind ziemlich ähnlich, weil wir eine Freundschaft geschlossen haben.

2.12.2010

Die kleinen Leute von Wippidu
Ein amerikanisches Märchen
Vor langer, langer Zeit lebten kleine Leute auf der Erde. Die meisten wohnten im kleinen Dorf Wippidu und nannten sich die Wippiduler. Sie waren sehr glücklich und liefen herum mit einem Lächeln bis hinter die Ohren und grüßten jedermann.

Was die Wippiduler am meisten liebten, war, einander warme weiche Pelzchen zu schenken. Ein jeder trug über seine Schulter einen Beutel, und der Beutel war gefüllt mit weichen Pelzchen. Nun ist es besonders schön, jemandem ein warmes weiches Pelzchen zu geben; es sagt dem anderen, er sei etwas Besonderes; es ist eine Art zu sagen: "Ich mag dich." Und selbstverständlich ist es sehr erfreulich ein solches Pelzchen zu bekommen. Wenn man dir ein Pelzchen anbietet, wenn du es annimmst und fühlst, wie warm und flaumig es an deiner Wange ist, und du es sanft und leicht in dein Pelzbeutelchen zu den anderen legst, dann ist es wundervoll. Du fühlst dich anerkannt und geschätzt, wenn jemand dir ein weiches Pelzchen gibt, und du möchtest ihm ebenfalls etwas Schönes tun. Die kleinen Leute von Wippidu gaben gerne weiche Pelzchen und bekamen gerne weiche Pelzchen, und ihr gemeinsames Leben war ohne Zweifel sehr glücklich und froh.

Außerhalb des Dorfes, in einer kalten dunklen Höhle, wohnte ein großer grüner Kobold. Er wollte eigentlich nicht alleine wohnen und manchmal war er einsam. Aber er schien mit niemandem auszukommen und irgendwie mochte er es nicht, warme weiche Pelzchen auszutauschen. Er hielt es für einen großen Unsinn.

Eines Abends ging der Kobold in das Dorf und traf einen kleinen freundlichen Wippiduler. "War heute nicht ein schöner Wippiduler-Tag?" sagte die kleine Person lächelnd. "Hier, nimm ein warmes weiches Pelzchen; dieses ist ein besonderes, ich habe es eigens für dich aufbewahrt, weil ich dich so selten sehe."

Der Kobold schaute um sich, ob niemand anderer ihnen zuhörte. Dann legte er seinen Arm um den kleinen Wippiduler und flüsterte ihm ins Ohr: "Hör mal, weißt du denn nicht, daß, wenn du alle deine Pelzchen weggibst, sie dir dann an einem deiner schönen Wippiduler-Tage ausgehen?" - Er bemerkte plötzlich den erstaunten Blick und Furcht im Gesicht des kleinen Mannes, und während der Kobold in den Pelzchenbeutel hineinschaute, fügte er hinzu: "Jetzt würde ich sagen, hast du kaum mehr als 217 weiche Pelzchen übrig. Sei lieber vorsichtig mit dem Verschenken!" Damit tappte der Kobold auf seinen großen grünen Füßen davon und ließ einen verwirrten und unglücklichen Wippiduler zurück. Der Kobold wußte, daß ein jeder der kleinen Wippiduler einen unerschöpflichen Vorrat an Pelzchen besaß. Gibt man nämlich jemanden ein Pelzchen, so wird es sofort durch ein anderes ersetzt, so daß einem sein ganzes Leben lang niemals die Pelzchen ausgehen können. Doch der Kobold verließ sich auf die gutgläubige Natur der kleinen Leute und noch auf etwas anderes, das er bei sich selbst entdeckt hatte. Er wollte herausfinden, ob es auch in den kleinen Wippidulern steckt. Auf diese Weise belog der Kobold also den kleinen Mann, kehrte zurück in seine Höhle und wartete.

Es dauerte nicht lange, der erste, der vorbeikam und der den kleinen Wippiduler begrüßte, war ein guter Freund von ihm, mit dem er schon viele weiche Pelzchen ausgetauscht hatte. Dieser stellte mit Überraschung fest, daß er nur einen befremdenden Blick erhielt, als er seinem Freund ein Pelzchen gab. Dann wurde ihm empfohlen, auf seinen abnehmenden Pelzchenvorrat achtzugeben, und sein Freund verschwand ganz schnell. Und jener Wippiduler bemerkte drei anderen gegenüber am selben Abend noch: "Es tut mir leid, aber ich habe kein warmes weiches Pelzchen für dich. Ich muß aufpassen, daß sie mir nicht ausgehen!"

Am nächsten Tag hatte sich die Neuigkeit im ganzen Dorf verbreitet. Jedermann hatte plötzlich begonnen, seine Pelzchen aufzuheben. Man verschenkte zwar immer noch welche, aber sehr, sehr vorsichtig. "Unterscheide!" sagten sie. Die kleinen Wippiduler begannen einander mißtrauisch zu beobachten und verbargen ihre Beutel mit den Pelzchen während der Nacht vorsichtigerweise unter ihrem Bett. Streitigkeiten brachen darüber aus, wer die meisten Pelzchen hat, und schon bald begannen die Leute, weiche Pelzchen für Sachen einzutauschen, anstatt sie einfach zu verschenken. Der Bürgermeister von Wippidu stellte fest, daß die Zahl der Pelzchen begrenzt sei, rief die Pelzchen als Tauschmittel aus, und schon bald zankten sich die Leute darüber, wieviel ein Mahl oder eine Übernachtung im Hause eines jeden Kosten soll. Es gab sogar einige Fälle von Raub wegen Pelzchen. An manchen dämmrigen Abenden war man draußen nicht mehr sicher, an Abenden, an denen die Wippiduler früher gern in den Park und auf den Straßen spazieren gingen und einander grüßten, um sich weiche warme Pelzchen zu schenken. Das Schlimmste von allem - an der Gesundheit der kleinen Leute begann sich etwas zu ändern, viele klagten über Schmerzen in Schultern und Rücken, und mit der Zeit befiel mehr und mehr kleine Wippiduler eine Krankheit, bekannt als Rückgraterweichung. Sie liefen gebückt umher und (in den schlimmsten Fällen) bis zum Boden gebeugt. Ihre Pelzbeutelchen schleiften auf dem Boden. Viele Leute im Dorf fingen an zu glauben, daß das Gewicht des Beutels die Ursache der Krankheit sei, und daß es besser wäre, sie zuhause einzuschließen. Binnen kurzem konnte man kaum noch einen Wippiduler mit einem Pelzbeutelchen antreffen.

Zuerst war der Kobold mit dem Ergebnis seiner Lüge zufrieden. Er hatte herausfinden wollen, ob die kleinen Leute auch so fühlen und handeln würden, wie er, wenn er selbstsüchtige Gedanken pflegte. Und er fühlte sich erfolgreich, so wie die Dinge liefen. Wenn er nun in das Dorf kam, grüßte man ihn nicht länger mit einem Lächeln und bot ihm keine weichen Pelzchen an. Stattdessen starrten ihn die kleinen Leute mißtrauisch an, so wie sie auch einander anstarrten. Und ihm war es auch lieber so. Für ihn bedeutete dies, der Wirklichkeit ins Auge zu schauen: "So ist die Welt", pflegte er zu sagen. Mit der Zeit ereigneten sich aber schlimmere Dinge. Vielleicht wegen der Rückgraterweichung, vielleicht aber auch deshalb, weil ihnen niemals jemand ein weiches Pelzchen gab, starben einige der kleinen Leute. Nun war alles Glück aus dem Dorf Wippidu verschwunden - und es betrauerte das Dahinscheiden seiner kleinen Bewohner. Als der Kobold davon hörte, sagte er zu sich selbst: "Mein Gott, ich wollte ihnen nur zeigen, wie die Welt wirklich ist. Ich habe ihnen nicht den Tod gewünscht." Er überlegte, was man jetzt machen könne, und er erdachte einen Plan. Tief in seiner Höhle hatte der Kobold eine geheime Mine von kaltem stacheligem Gestein entdeckt. Er hatte viele Jahre damit verbracht, die stacheligen Steine aus dem Berg zu graben, denn er liebte deren kaltes und prickeliges Gefühl - und er blickte gerne auf den wachsenden Haufen kalter stacheliger Steine im Bewußtsein, daß sie alle ihm gehörten. Er entschloß sich, sie mit den Wippidulern zu teilen. So füllte er Hunderte von Säcken mit den kalten stacheligen Steinen und nahm sie mit ins Dorf.

Als die Leute die Säcke mit den Steinen sahen, waren sie froh und nahmen sie dankbar an. Nun hatten sie wieder etwas, was sie sich schenken konnten. Das einzig unangenehme war, daß es nicht so viel Spaß machte, kalte stachelige Steine zu verschenken wie warme weiche Pelzchen. Einen stacheligen Stein zu geben, war gleichsam eine Art, dem anderen die Hand zu reichen - aber nicht so sehr in Freundschaft und Liebe. Auch einen stacheligen Stein zu bekommen, war mit einem eigenartigen Gefühl verbunden. Man war nicht ganz sicher, was der Geber meinte, denn schließlich waren die Steine kalt und stachelig. Es war nett, etwas von einem anderen zu erhalten, aber man blieb verwirrt und oft mit zerstochenen Fingern zurück. Wenn ein Wippiduler ein weiches warmes Pelzchen bekam, sagte er gewöhnlich "Wau", wenn ihm jemand aber einen kalten stacheligen Stein reichte, gab es gewöhnlich nichts anderes als ein "Uh".

Einige der kleinen Leute begannen wieder, einander warme weiche Pelzchen zu geben. Und jedesmal, wenn ein Pelzchen geschenkt wurde, machte es den Schenkenden und den Beschenkten wirklich sehr glücklich. Vielleicht war es nur deshalb zu bekommen, weil so viele kalte stachelige Steine ausgetauscht wurden. Das Schenken von Pelzchen wurde nie mehr Mode in Wippidu. Nur wenige der kleinen Leute entdeckten, daß sie fortfahren konnten, einander warme weiche Pelzchen zu schenken, ohne daß ihnen ihre Vorräte ausgingen. Die Kunst Pelzchen zu schenken, wurde nicht von allen gepflegt. Das Mißtrauen steckte tief in den Leuten von Wippidu. Man konnte es aus ihren Bemerkungen hören:

Weiche Pelzchen? Was steckt wohl dahinter? - Ich weiß niemals, ob meine weichen warmen Pelzchen auch geschätztn werden!? - Ich habe ein weiches Pelzchen gegeben und bekam dafür eine stacheligen Stein. So dumm bin ich nie wieder. - Man weiß nie, wo man dran ist; jetzt ein weiches Pelzchen und im nächsten Augenblick einen stacheligen Stein. - Gibst du mir keinen stacheligen Stein, dann geb' ich dir auch keinen. - Ich möchte meinem Jungen ein warmes weiches Pelzchen geben, aber er verdient es nicht. - Manchmal frage ich mich, ob Großvater noch Pelzchen auf der Bank hat? - Wahrscheinlich wäre jeder Bürger von Wippidu gern zurückgekehrt zu jenen früheren Tagen, als das Schenken und Geschenktbekommen von warmen weichen Pelzchen noch üblich war. Manchmal dachte einer bei sich: Wie schön wäre es doch, von jemandem ein warmes Pelzchen zu bekommen, und in Gedanken ging er hinaus und begann, jedem ein warmes Pelzchen zu schenken wie in alten Tagen. Aber für gewöhnlich hielt ihn dann doch zurück, daß er sah, "wie die Welt wirklich war".